Pressemitteilung des Netzwerk der Servicestellen für Antidiskriminierungsarbeit NRW zum Internationalen Tag gegen Rassismus:
Rassismus an den Grenzen: Die wahre Spaltung entsteht vor Ort!
Das Netzwerk der Servicestellen für Antidiskriminierungsarbeit NRW solidarisiere sich ausdrücklich mit allen Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen. Gleichzeitig sei es unabdingbar, die rassistischen Praxen zu thematisieren, von denen nur einige der Fliehenden betroffen sind – nicht nur am Internationalen Tag gegen Rassismus. Oftmals werde denen, die Rassismus thematisieren, gesellschaftliche Spaltung vorgeworfen. Diese Spaltung entstehe nicht im Umgang mit dem Thema, sie sei Fakt vor Ort, weil Menschen ungleich behandelt würden.
„Der Umgang mit Schwarzen Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen, deckt nichts Neues auf“, sagt Sylvia Amiani, Beraterin in der Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit in Düren. Das Ausmaß von Rassismus an den EU-Außengrenzen sei bekannt und gut dokumentiert. „Die Situation an der ukrainischen Grenze zeigt aber sehr deutlich, wie unterschiedlich mit fliehenden Menschen umgegangen wird, je nachdem ob sie für europäisch bzw. weiß gehalten werden oder ob sie Schwarz sind“, ergänzt Amiani.
In der Ukraine leben etwa 16.000 Schwarze Studierende. In den sozialen Netzwerken berichten sie, dass sie an den Grenzen daran gehindert werden in Verkehrsmittel einzusteigen und dass sie physische Gewalt erfahren bei dem Versuch, die Grenze zu überqueren, während weißen Menschen der Vortritt gewährt werde. Während ausländische Medien diesen Schwarzen Stimmen Raum geben, werde in Deutschland Rassismus oftmals bagatellisiert, indem von „Einzelfällen“ gesprochen werde oder Rassismus gänzlich infrage gestellt würde. So titelten die Tagesthemen auf ihrer Website am 27. Februar: „(Vor)schneller Rassismus-Verdacht – Afrikaner in der Ukraine“. Sylvia Amiani berichtet: „Wir beobachten immer wieder, dass in den Medien versucht wird zu deuten, warum es einen ‚erschwerten Umgang‘ mit ‚Fremden‘ geben könnte, anstatt sich dem eigentlichen Problem zu stellen. Aus Menschen werden ‚Fremde‘. Auch hier entsteht Spaltung – und nicht etwa durch die Thematisierung des Rassismus, der der Spaltung zugrunde liegt.“
Erreichen Schwarze Menschen auf ihrer Flucht letztendlich Deutschland, sind sie mit ähnlichen rassistischem Umgang konfrontiert: Racial Profiling sei auch in Deutschland u.a. an Bahnhöfen ein großes Problem. Das ist genau der Ort, an dem die fliehenden Menschen gerade ankommen.
Für Menschen, die von Rassismus betroffen sind bieten die Servicestellen für Antidiskriminierungsarbeit in NRW Beratung an. Der Kompetenzbund Anti-Schwarzer Rassismus, dem u.a. Sylvia Amiani angehört, ist Teil dieses Beratungsstellen-Netzwerks und thematisiert und bündelt Expertise explizit zu Anti-Schwarzen-Rassismus.
In NRW gibt es 42 Servicestellen für Antidiskriminierungsarbeit, die Beratung bei Diskriminierung anbieten. Zudem arbeiten die Servicestellen mit daran, strukturelle Diskriminierung aufzudecken und abzubauen. Dies tun sie durch:
- Qualifizierte Beratung von Menschen, die von rassistischer, ethnischer und religiöser Diskriminierung betroffen sind
- Unterstützung von Institutionen und Organisationen zur Erarbeitung von Antidiskriminierungskonzepten
- Begleitung und Stärkung von Menschen mit Rassismus-Erfahrungen
- Dokumentation von Beratungsfällen, Erforschung von Diskriminierungsfeldern, Erstellung von Fachinformationen und Bereitstellung von Expertise
- Kampagnen zum Abbau von Vorurteilen und gegen Rassismus
- Herausgabe von Newslettern und Studien
Übersichtskarte – Servicestellen NRW (integrationsagenturen-nrw.de)
Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit der Kurdischen Gemeinschaft
Die Beratungsstellen agieren unter dem Dach der Freien Wohlfahrtspflege NRW und mit Anbindung an die Integrationsagenturen NRW. Gefördert werden sie vom Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration NRW.