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Jinda Ataman setzt sich für Geflüchtete aus aller Welt ein

Quelle:
General-Anzeiger

https://ga.de/

Jinda Ataman hat ein offenes Ohr für Menschen aus aller Welt. Seit 2016 arbeitet sie hauptberuflich in der Flüchtlingsberatungsstelle der Kurdischen Gemeinschaft Rhein-Sieg/Bonn in Siegburg. Menschen zu beraten, hat in ihrer Familie Tradition.

Menschen aus dem Iran, der Ukraine oder Polen finden bei ihr Zuflucht. Jinda Ataman arbeitet seit 2016 hauptberuflich in der Flüchtlingsberatungsstelle der Kurdischen Gemeinschaft Rhein-Sieg/Bonn in Siegburg. Gegründet hat den Verein „Kurdische Gemeinschaft“ ihr Vater Musa Ataman im Jahr 1989, damals noch mit Sitz in Troisdorf.

Dort ist Jinda Ataman aufgewachsen. „Gewohnt und gelebt haben wir als Familie in einem mehrstöckigen Hochhaus im Altenforst“, sagt sie. „Prägnant in Erinnerung geblieben ist mir, dass meine Eltern bereits damals in der Nachbarschaft und darüber hinaus sehr gut vernetzt waren. Dadurch haben zahlreiche Menschen bei uns geklingelt, und unsere Wohnung wurde zur Anlaufstelle für Jung und Alt.“ Gekommen seien Menschen unterschiedlichster Nationalitäten mit den verschiedensten Anliegen, von sehr privat bis bürokratisch.

Familie zieht nach 13 Jahren nach

In Kurdistan liegen die Wurzeln der Atamans. Jinda Atamans Großvater kam durch das Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und der Türkei im Jahr 1963 nach Deutschland. „Sein Aufenthalt war zunächst auf zwei Jahre beschränkt, sodass die Familie nicht nachreiste“, sagt sie. Dies änderte sich, genau wie die Gesetzgebung hinsichtlich des Familiennachzugs. „13 Jahre später, nämlich 1976, ist die Familie nachgekommen.“ Musa Ataman landete wortwörtlich in Köln-Porz – und blieb. Für die Familie war klar: Eine Rückkehr in die Türkei ist ausgeschlossen. „Besonders nach dem Militärputsch 1971 sagte mein Vater, dass die Lage immer schlechter wird“, so Musa Ataman.

Doch auch schon vorher hatte es die kurdische Familie in der Türkei nicht leicht. „In unseren Herkunftsdörfern haben wir Kurdisch gesprochen. Als wir zur Grundschule in die Stadt kamen, durften wir das aber nicht mehr“, sagt er. „Da wir kein Türkisch beherrschten, war es ein wahnsinniger Druck und auch Diskriminierung.“

 

Heute ist die Lage nach wie vor kompliziert. „Mein Vater ist in der Türkei eine ‚unerwünschte Person‘ und darf nicht einreisen“, sagt Jinda Ataman. Noch möglich war eine Einreise von 2006 bis 2018. So hat Jinda Ataman mit 14 Jahren die Herkunftsdörfer ihres Vaters kennengelernt. „Zuletzt waren wir 2013 in Kurdistan“, sagt sie.

„Isch ben ’ne kölsche Jung“

Inzwischen ist die Familie fest im Rhein-Sieg-Kreis verwurzelt. Zwar lebt Musa Ataman seit 1981 in Troisdorf – aber er sagt von sich selbst: „Isch ben ’ne kölsche Jung“. In den Rhein-Sieg-Kreis ist er vor allem der Liebe wegen gekommen. „Denn meine Mutter war bereits in Troisdorf verortet. Als Köln-Porzer Jung wäre mein Vater lieber in der schönen Stadt am Rhein geblieben“, so Jinda Ataman. Das hat auch auf sie abgefärbt – Jinda Ataman zog es sehr schnell nach Köln. „Ich bin begeistert von der rheinländischen Mentalität und den sympathischen und zugänglichen Leuten in Köln und dem Rhein-Sieg-Kreis“, sagt Jinda Ataman.

Doch sie hat in Troisdorf auch schlechte Erfahrungen gemacht. „Im privaten Kontext habe ich mich immer sehr wohl gefühlt, aber das Gymnasium, auf das ich gegangen bin, war sehr konservativ“, sagt Jinda Ataman. „Am schlimmsten war für mich, dass mich die Lehrer von einem Schüleraustausch ausgeschlossen haben. Die Begründung war, dass die Schüler, die zum Austausch hierherkommen, schließlich die deutsche Kultur kennenlernen sollten.“

Erlebnisse wie diese haben bei ihr zu einer Art Identitätskrise geführt. „Ich habe beide kulturellen Prägungen und bezeichne mich deswegen bewusst als Deutsch-Kurdin“, so Ataman. „Oft habe ich den Eindruck, dass Leute eine unsichtbare Checkliste abhaken, wenn sie mich kennenlernen.“ Das passiere wahrscheinlich unbewusst und komme eher bei älteren Menschen vor. „Zuerst wird geguckt, ob ich mich artikulieren kann. Es ist eine Situation wie in einem Bewerbungsgespräch, in der ich mich beweisen muss.“

Andere feierten, sie demonstrierte

Da ihre Eltern Jinda Ataman „wortgewandt, sehr liberal und selbstbewusst“ erzogen haben, hat sie immer eine entsprechende Antwort parat. „Ich spreche an, wenn mich eine Aussage stört, ohne dabei verurteilend zu sein“, sagt sie. Sehr prägend war für Jinda Ataman auch das Engagement ihrer Eltern: „Als ich älter wurde, war ich immer bei Friedenskundgebungen und auf Demonstrationen, während andere feiern waren.“ Für sie sei klar gewesen, dass sie ehrenamtlich arbeiten will, „aber ich habe nie in Erwägung gezogen, das hauptberuflich zu machen“, so Jinda Ataman.

„Ich habe BWL studiert und sechs Jahre in dem Bereich gearbeitet. In dem Beruf habe ich mich jedoch nicht so richtig wohlgefühlt.“ Nebenher hat sie sich immer sozial engagiert. „Ich war mit den Grünhelmen vor Ort, als der IS 2014 den Shingal angegriffen hat.“ Als sie aus dem Irak zurückkam, sei ihrem damaligen Chef noch vor ihr selbst klar gewesen, dass sie das Unternehmen verlassen würde, um sich sozial zu engagieren.

Eine entwickelte, gut funktionierende Demokratie

Und das macht sie sehr gerne. „Man unterschätzt oft, wie viel Kraft es einem gibt, anderen zu helfen“, sagt Jinda Ataman. Die Resultate seien oft gut zu sehen. „Etwa bei Geflüchteten, die sich hier neu orientieren müssen. Da sehe ich große Entwicklungen, wenn wir die Weichen richtig legen. Manche haben den akademischen Weg eingeschlagen oder sich selbstständig gemacht.“ Ein Klient habe so gut Deutsch gelernt, dass er die deutschen Redewendungen perfekt beherrsche.

Froh ist Jinda Ataman darüber, dass die Politik die Relevanz von Themen wie Migration und Diversität erkannt hat. Und was macht Deutschland für sie zu einer Heimat? „Die Verfassung. Es gibt natürlich auch Defizite, aber wir haben so viele Rechte und eine entwickelte, gut funktionierende Demokratie“, sagt Jinda Ataman. „Ich habe das Gefühl, hier gut aufgehoben zu sein. Das ist eine wichtige Errungenschaft, denn das gibt es in vielen anderen Ländern so nicht.“